[Buchrezension] Einen Cowboy küsst man nicht - Karin Koenicke

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Zusammenfassung: 

Aus einem spontanen Entschluss heraus folgt Großstädterin Pia ihrem neuen Freund Jürgen nach Kalifornien, wo er auf einer Gemüsefarm Arbeit gefunden hat. Da sie von Erdnüssen und Stangenbohnen keinen Schimmer hat, landet sie auf der benachbarten Guest-Ranch. Dort kämpft sie mit den Tücken des Lassowerfens, Westernreitens und mit der Verfolgung durch ein rabenschwarzes Kalb namens Rufus. Sogar einen waschechten Indianer, der über einen unendlichen Vorrat an weisen Sprüchen verfügt, lernt sie kennen und raucht mit ihm die moderne Friedenspfeife.
Am meisten zu schaffen macht ihr jedoch ihre Eifersucht auf die blonde Auberginenzüchterin Agneta, von der Jürgen dummerweise ganz hingerissen ist.
Tief gekränkt packt Pia ihr Schicksal bei den Hörnern und beteiligt sich am Viehtrieb von vierhundert Longhorns. Trailboss ist der raue Cowboy Rock, ein wortkarger, abweisender Holzklotz, den Pia nicht leiden kann. Dies beruht auf Gegenseitigkeit. Doch dann begegnet Pia einer Klapperschlange und Rock einer Gewehrkugel …

Und ich hatte vor meinem viel zu frühen Tod nicht ein einziges Mal mit ihm schlafen dürfen. 
Ich glaube, der erste Satz, der mir hier durch den Kopf schoss, war: Klar, Pia. Das ist wirklich das wichtigste auf der Welt. Ich wollte in diesem Moment am liebsten den Kopf in den Sand stecken und mich fragen, wie man im Angesicht seines Todes nur daran denken kann. Na ja, eins kann ich ja verraten: Pia ist nicht gestorben. Aber ich glaube, das wäre auch nur halb so lustig gewesen. Dieses Buch ist so herrlich. Teilweise musste ich mir das Lachen so richtig verkneifen, denn nicht nur Pia hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, sondern auch der Gemüsegott, der Trailboss und der Lieblingskubaner. Nicht zu vergessen von Winnetou.

Ich war ein Cowgirl. 
Ich muss gestehen, dass diese Geschichte hier meine erste Cowboy-Geschichte war. Als blutige Jungfrau durfte ich also zum ersten Mal in den Wilden Westen und wollte zum Ende gar nicht mehr weg.
Da ich keinen Vergleich habe, kann ich jetzt nicht sagen, ob diese Story mit anderen Büchern mithalten kann, aber wenn ich sie mit anderen Büchern, die ich bisher gelesen habe, vergleiche, dann schafft sie das auf jeden Fall. Wahrscheinlich war sie gerade wegen ihrer Andersartigkeit so faszinierend für mich.
Hier lernt man nicht nur etwas über eine Ranch, sondern auch etwas für's Leben. Ich werde mir merken, dass ich niemals Labello mitnehme, wenn ich jemals dorthin kommen sollte. Obwohl ... Vielleicht doch, denn immerhin würde so ein wahnsinniges Abenteuer entstehen. 
Doch nicht nur der Labello spielte eine entscheidende Rolle. Auch Rufus war wichtig für die gesamte Geschichte. Ohne ihn wäre es nicht so ausgegangen wie es ausgegangen ist und ich freue mich, dass es für ihn so gut gekommen ist. Die Zukunft der beiden wird berauschend sein. Da bin ich mir sicher und ich hoffe, dass ich noch etwas von ihnen hören werde. =D

Ich reite nun doch mit. Beim Viehtrieb.
Oh Gott, wie gern hätte ich das Gesicht des Trailboss' gesehen, als Pia ihm diese Nachricht überleifert. Doch da beginnt die Spannung noch lange nicht. Sie beginnt direkt auf der ersten Seite. Die Vorgeschichte von Pia und Jürgen kannte ich nicht, aber das machte nichts, denn ich erfuhr gleich zu Beginn genügend darüber und konnte so gleich in die Geschichte abtauchen. Ich verstand die Hintergründe aufgrund reichlicher Erklärungen, tapste aber genau wie Pia im Dunkeln, wenn es um die Ranch und die Zukunft ging.
Gemeinsam mit der feurigen, jungen Dame konnte ich erleben, wie sie aus ihrem Traum geholt wird und auf die knallharte Realität trifft. Kein Urlaub, Arbeiten ist angesagt! Im ersten Moment dachte ich mir noch: Na toll, das kann ja heiter werden. Aber statt langweiligen Tagen wurden es aufregende Abenteuer.
Sie begeisterten mich, denn sie waren so neu. Lasso-Werfen, Reiten und Rufus. Drei Dinge, die ich nicht kannte und auf die ich vorher gut und gern verzichtet hätte, doch diese drei Dinge machten das Buch spannend und sorgten dafür, dass ich es nicht wieder weglegen konnte. 

Auf seinem blanken Oberkörper glitzerten ein paar Wassertropfen stolz in der Morgensonne. 
Wahrscheinlich gäbe es so viele Dinge, die man noch hätte sagen können, aber das reichte schon, um vor meinen Augen ein traumhaftes Bild entstehen zu lassen. Der Schreibstil war einfach und trotzdem so gut! Ich finde es immer wieder erstaunlich, was alles entstehen kann, wenn man die richtigen Worte wählt. Und genau diese Worte waren es hier, die an jeder einzelnen Stelle stimmten. Pias Gefühle waren so klar, dass sie greifbar wirkten. Ihre Sehnsucht, ihr Stolz und ihr Wille, das alles durchzuhalten. Mit ein paar Worten kann man so eine herrliche Persönlichkeit zaubern und wenn ich an diesen Schreibstil denke, fällt mir ein: Das war Zauberei. Aufgrund ihrer geraden Worte schaffte Karin Koenicke es mehr als einmal, dass nicht nur Pia heiß wird und anfängt zu keuchen. Ein real geschriebenes Buch weckt halt auch in mir einige Emotionen.

Dieser Holzklotz war verheiratet? 
Der Ausdruck sagt alles, oder? Pias Gedanken zu verfolgen ist ein wahres Abenteuer für sich. Sie ist eine sehr interessante Persönlichkeit, die es darauf versteht, sich andere Leute zum Feind zu machen, doch genauso viele Leute auch zum Freund. Dass das zwar erst auftaucht, wenn man sie besser kennt, stört nicht. Sie ist es auf jeden Fall wert, dass man sich intensiver mit ihr beschäftigt. Allein ihr Humor weckt in mir den Wunsch, sie zu treffen. Von dieser Frau können wir noch viel lernen über den starken Willen, der in uns allen steckt und uns dazu auffordert, unserem Herzen zu folgen. Egal, wie steinig der Weg ist. Er wird uns die Erkenntnis bringen.
Als nächtes geht es natürlich zu Jürgen. Er war der Grund, weshalb Pia überhaupt erst nach Kalifornien gekommen ist und ich danke ihm dafür. Danke, dass du Pia in der Vorgeschichte zu um den Finger gewickelt hast, sodass sie mit in die Staaten kam. Obwohl ich bezweifle, dass er zu so einer Tat fähig gewesen wäre. Jürgen ist ein Gemüsegott. Alles, was ihn interessiert, ist sein Gemüse und Pia. Er lebt dafür und genau diese Eigenschaft behält er bei und entwickelt sich dadurch zu einer sehr starken Persönlichkeit, die es mit Pia aufnehmen kann. Auch wenn er mir heftig auf die Nerven ging, habe ich ihn doch lieb.
Allerdings gönne ich dem Trailboss sein Glück wesentlich mehr. Gott, wie ist dieser Mann herrlich. Ich will auch einen Rock!!! Ernsthaft! Interessante Persönlichkeit trifft es hier nicht mal annähernd. Der Typ ist verrückt, aber sehr positiv verrückt. Er lebt für seinen Beruf und auch wenn er manchmal nicht so wirkt, liebt er ihn und würde nichts Anderes gern machen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau überlebt er jedes Abenteuer. Auch Pia. Schade, dass der Cattle Drive so schnell vorbei war. Ich hätte gern noch einige Szene mit den Bissen der Präriekäfer gehabt.
Und natürlich darf ich weder Dibaa noch Enrique vergessen. Beide kotzten mich am Anfang sehr an. Dibaa war einfach nur komisch und Enrique ging mir so schrecklich auf die Nerven, aber ich erkannte, wie wichtig ihre Rollen dich waren und lernte sie zu schätzen.
Enrique, Pias Lieblingskubaner war während der harten Zeit ohne Jürgen immer für Pia da und unterstützte sie. Er akzeptierte ihre Meinungen und vertrat sie. Auch wenn sie ihm nicht gefallen haben. Er sorgte sich um sie und gab ihr dieses Gefühl von Schutz, das sie manchmal brauchte.
Dibaa hingegen sagte Pia seine Meinung immer klar ins Gesicht und sorgte somit dafür, dass sie den Tritt in den Hintern bekam, den sie brauchte, um aufzustehen und weiterzumachen. Wenn ihm etwas nicht gefiel, hielt er das nicht hinter dem Busch, sondern rückte gleich damit raus. Es freut mich, dass auch er sein Happy End bekommen hat. =)

"Was tut man dann?" Ich blickte ihn fragend an. 
"Andere Dinge!"
Die Verbindung zum Titel und zum Cover war klar. Die roten High-Heels und die Cowboystiefel finden ihre Verwendung im Buch, aber dazu darf ich nicht viel sagen. Das verrät ja schon zu viel. Auch der Spruch "Einen Cowboy küsst man nicht" findet seine Verwendung. Wenn auch erst recht spät, aber sie passt in diesem Moment wirklich sehr gut und unterstreicht einen besonderen Charakter. Außerderm passt er super zum Cattle Drive. =D Auch die Umgebung ist eigentlich klar?! Wir befinden uns immerhin am Rand der Sierra Nevada und auf einer Ranch.
An Auffälligkeiten gab es recht viel, doch eine große Sache hat mich beeindruckt. Die Autorin scheucht absolut nicht davor, auch mal das Wort "Fuck" zu schreiben. Das ist einfach nur herrlich abwechslungsreich und lässt die Personen noch viel realer wirken, als sie es schon sind. Außerdem brauchte so ein liebevoll geschrienes "Fuck" ein bisschen Schwung in die Situation. Wenn's scheiße ist, ist es halt scheiße. =D

Ich bereue es wirklich keinen einzigen Moment, mich bei dieser Leserunde angemeldet zu haben. Dieses Buch ist herrlich und ich kann es nur empfehlen. Karin Koenicke schafft es, eine Abwechslung in diese Geschichte zu bringen, wie ich es nur selten erlebe. Zwischen romantischen Momenten und Action im Wilden Westen ist der Übergang fließend und es tut mir leid, dass ich mit dieser Rezension dieses Buch abschließen muss. Jedoch bin ich mir sehr sicher, dass ich in Zukunft zurückkehren werde zu Pia. Ich habe sie einfach zu lieb gewonnen, um ihr für immer "Auf Wiedersehen" zu sagen. 

Gesamtbewertung: 

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