[Buchrezension] Opferblut - Marc Gore

19:12




Klappentext: 

Die Horror-Anthologie Opferblut bietet 8 Kurzgeschichten von Marc Gore, Rainer Innreiter, Uwe Siebert und Manfred Klos. Lassen Sie sich auf blutige Weise unterhalten und fiebern Sie mit, wenn Untote, Kannibalen, Dämonen und Monster umgehen. Fressen und gefressen werden – das Gesetz der Bestien. Wer wird die Begegnung mit dem Ghoul überleben? Wessen Blut wird fließen, wenn eine Menschenfresserin durch die idyllische Nachbarschaft zieht? Welche Grausamkeiten erwarten die Menschen nach dem Weltuntergang? Ob Splatterpunk, apokalyptische Szenarien oder atmosphärischer Horror, diese kleine aber feine Schar von Autoren weiß, was Horrorfans begeistert.

Rezension: 


Der erste Satz

"Schon lange wütete der Kampf um Verdun."
Wenn man diesen Satz liest, lässt sich noch absolut nichts vermuten, was in dem Buch passieren wird. Ich kann nicht sagen, ob das gut oder schlecht ist, denn dieses Buch ist für mich sehr schwer zu bewerten. Ich würde mich an dieser Stelle dafür entscheiden, dass es gut ist, denn dann ist der Moment der Überraschung größer, wenn dann wirklich rauskommt, was in diesem Buch alles steht. Es gibt zwar bereits im Klappentext eine Vorbereitung, doch die wahren Ausmaße bleiben im Dunkeln. Für einen Überraschungsmoment ist dieser erste Satz für das gesamte Buch also sehr gut gewählt. Ehrlich gesagt: Ich dachte schon, dass das ganze Buch sich um die Schlacht bei Verdun dreht, aber das war ja dann ganz anders.
Erzähler
In diesem Buch haben wir fast durchgängig den auktorialen Er-Erzähler, denn immer wieder werden kurze Ausschnitte aus einer anderen Sicht gezeigt, damit man die Zusammenhänge besser versteht und es noch ein bisschen gruseliger wird.
Oder es ist einfach so, dass die Hauptperson tot ist. Zwei Geschichten wurden allerdings mit dem Ich-Erzähler erzählt und ich muss sagen, dass sie mir ein wenig besser gefallen haben. Immerhin ist die Hauptperson nicht gleich gestorben.
Wortwahl
An der Wortwahl muss ich jetzt mal kurz ein bisschen meckern. Bei Büchern lege ich besonders wert auf eine kreative Gestaltung und hier war es einfach so, dass alle Kurzgeschichten sich relativ ähnelten in der Beschreibung der Tode. Das war ein bisschen schade.
Ansonsten scheuen die Autoren keine Worte, um die Szenarien wirklich klar und deutlich zu beschreiben. Da wird nicht lange um den heißen Brei drum herum geredet. Wenn einer Person der Arm abgetrennt wird, dann steht das auch genau so dort. Für eine Horror-Geschichte aber genau richtig. Bis auf diese kleine Sache also: schöne Wortwahl und es hat mich überrascht, mit wie vielen Worten man doch einen Tod genau beschreiben kann.
Spannung
Hmm, Spannung ... Schwieriges Thema bei diesem Buch, denn für mich wurde alles in einem sehr nüchteren Ton erzählt. Das wirkte für mich nicht, wie eine Geschichte, die mit viel Gefühl und so einem Kram erzählt werden soll. Es wirkte eher wie eine Schock-Geschichte, die auch einzig und allein diesen Sinn hatte: Schocken! Und das machten sie alle, wenn auch erst später, aber dazu gleich.
Für mich fällt hier die Entscheidung, ob ich den Spannungpunkt geben soll, recht schwer, aber ich habe mich dafür entschieden, ihn zu geben, denn irgendwie konnte ich nicht aufhören, dieses Buch zu lesen. Ich wurde süchtig nach noch mehr Blut und Fleisch, das zerrissen wurde. So hart es auch klingt: Ich wollte weiter lesen!
Charaktere
In Kurzgeschichten hat man nicht viel Zeit, Charaktere zum Leben erwachen zu lassen, deshalb ist es schwer, hier großartig viel zu bewerten, doch das, was ich von den Charakteren mitbekommen habe, war echt. Die Personen blieben durchgängig dieselben bis zu ihrem Tod. Sie wirkten real. Selbst die Monster. Denn diese Gier nach Fleisch bzw. nach dem Tod der anderen Menschen war immer real. Es war auf seltsame Weise nachvollziehbar und teilweise taten mir die Personen sogar leid. Sie konnten doch nichts dafür, dass sie in so einer Szene gelandet sind, wie sie in den Geschichten beschrieben wurden.
Kommentar Als ich dieses Buch gelesen hatte, hatte ich eigentlich die ganze Zeit den Aha-Effekt. Jemand wurde getötet: "Aha ..." Mehr wollte da einfach nicht werden. Vielleicht wirkte das Buch etwas depressiv auf mich, aber selbst das ließ sich aushalten und war nicht so umwerfend. Was ich dort gelesen hatte, wurde mir erst so richtig bewusst, als ich einen Tag nach Beenden des Buches einen toten Igel sah, dessen Kopf zertrümmert gewesen ist. Inklusive Gehirn und so. Wenige Wochen davor hatte ich einen Igel gesehen mit Gedärme und allem drum und dran.
Das war dann also der Moment, in dem alles hochkam und ich bekommen selbst jetzt noch beim Schreiben dieser Bewertung eine Gänsehaut. Es ist ein seltsames Kribbeln, das einfach nicht weggehen will, wenn ich daran denke und mir bildlich vorstelle, wie dort jemand zerfleischt wird. Und dann kommt wieder dieser Igel, der absolut aufgeplatzt dort lag. ... Nicht schön!


Fazit: 

Dieses Buch ist eine schöne Horrorgeschichte, die wirklich erst ab 18 Jahren gelesen werden sollte. Für all diejenigen kann ich nur sagen: Freut euch auf feinsten Horror und schön gruselige Geschichten über Monster und Kannibalen. Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben, denn ich habe ein Genre der Bücher entdeckt, das ich vorher nicht kannte und für das ich doch eine kleine Schwäche entwickelt habe. 
Stephen King: Du kannst kommen und ich erwarte Großes!

Gesamtbewertung: 

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1 Kommentare

  1. Ich lese das Buch auch gerade. :) Bisher ist auch mein Eindruck größtenteils positiv. :-)

    Grüße
    Benni

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