[Autoreninterview] Erik Kellen

10:30


Hallöchen alle zusammen, 

und es ist soweit. Das erste Interview. Vor allem, ausführliche Interview.
Und zwar mit:

Erik Kellen

Im September hatte ich sein Buch "Nimmerherz - Roter Schnee wird fallen" gelesen und bin darüber sehr froh. Das Buch ist nicht nur sehr schön, sondern auch der Autor ist eine sehr interessante Person, wie ihr sehen werdet. 

Stelle dich bitte einmal vor, damit die Leser eine kleine Vorstellung von dir bekommen. 

https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/71kLlO8VcOL._UX250_.jpgIch bin ich der Nähe von Bremen geboren, wohne aber jetzt schon bald 25 Jahre in der wunderbaren Stadt Hamburg, die oft auch die Kulisse für meine Bücher ist.
Seit ich denken kann, habe ich Geschichten geliebt. Ob meine ersten Kinderbücher, Märchen oder Comics mit Superhelden. Und in der Schule waren meine Aufsätze berüchtigt. Aus einer einfachen Aufgabe mit Vorgaben wie: Teich, Nacht, Schlittschuhe und Mond habe ich ein düsteres Drama gemacht, das die Mädchen weinen ließ. Später war ich Sänger in einer Band und habe die Texte geschrieben. Schließlich wurden aus Songtexten Kurzgeschichten. Es dauerte nicht mehr lang und ich fing an, meinen ersten Roman zu schreiben. Eigentlich wollte ich mal Schauspieler werden oder Kameramann – auf jeden Fall wollte ich Geschichten erzählen, egal wie.
Die Fantasy hat es mir besonders angetan, und als ich die Idee zu "Nimmerherz" hatte, wusste ich, dass ich eine Art Märchen daraus machen wollte. Es sollte wie eine alte Sage wirken oder eben wie ein düstere Legende.
Für mich ist das Schreiben wie Atmen. Ohne kann ich nicht leben :-)

http://www.erik-kellen.de/images/Nimmerherz2_200.jpgSo, so, du hast gesungen?! In einer Rockband wie ich herausgefunden habe. Hast du die Möglichkeit, uns eine kleine Kostprobe zu geben?


Die Bandzeiten sind ewig lange her, auch wenn ich sie zuweilen sehr vermisse. Auf irgendeinem Dachboden schlummern vielleicht noch ein paar Tapes. Es wurde jedoch nie etwas veröffentlicht, ganz einfach weil youtube da noch ein undeutliches Glitzern in den Augen einiger Programmierer war :-) Für mich ist es ein längst abgeschlossenes Kapitel meines Lebens, ein alter Pfad, auch wenn die Liebe zur Musik natürlich geblieben ist. Ich kann also leider nicht mit einer Kostprobe dienen :-(

Schade. =( Aber es gibt ja genug über deine Bücher zu erzählen. =) Am 06. September ist der zweite Teil der Nimmerherz-Legende als e-Book erschienen. Ribanna und Asha sind zurückgekehrt. Um einen kleinen Einstieg zu machen, frage ich dich zuerst einmal: Was hat dich dazu inspiriert, eine Geschichte wie diese zu schreiben?

http://www.amazon.de/Nimmerherz-Roter-Schnee-fallen-Nimmerherz-Legende-ebook/dp/B00R8KXS1S/?tag=vebu-21&ref=vebu-21Zunächst war einfach nur Ablenkung im Spiel :-) Ich hatte mich vollkommen in meiner anderen Reihe, TEOS, verheddert. Gefangen in den Häuserschluchten von New York und Hammaburg. So brauchte ich ganz dringend eine Auszeit.
Und da ich Märchen liebe und von Legenden fasziniert bin, entwarf ich die Landschaften für "Nimmerherz". Nur damit ich wieder Luft holen konnte. Was dann geschah, war so nicht geplant. Mit jeder Zeile verlor ich mich mehr in Asha und Ribanna, Tahni und Lyria. Die verschiedenen Königreiche erwachten zum Leben, als wären sie schon immer dagewesen und die Figuren taten was sie wollten. Also ließ ich sie los.
Und so wurde aus einem erhofften Einzelband eine Trilogie!! Die Geschichte wuchs, brandete heran wie ein stürmisches Meer und fegte all meine kleinen Sandburgen hinweg, die ich geplant hatte. "Nimmerherz" ist zudem inspiriert von der TV-Serie "Games of Throne".
Jedoch wollte [ich] keine 10 Bände schreiben, sondern die Handlung wie ein verfluchtes Schwert führen und als ein Märchen oder eine Legende erzählen. Wenn mir das gelungen ist, dann ist der Schimmerstein, der damit zu leuchten begonnen hat, wahrlich eine Geschichte wert :-)

Aus einer Auszeit ist also eine ganz eigene Geschichte entstanden. Passiert dir das öfter, dass zwischendurch eine neue Idee entsteht?

https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj72JEfgrx3HVFCOubWXRIx0tUsAqzrY5r9nvmEoV8wxYHCqUbTr37K6V4kvjKBN2u4bTdra8OPUEjMMO2Sz2DbMdW1Uud6YCboPLEGobRHkddwAB2g2Udi1It1eYaFCHXuFYUfuR4_HHA/s1600/Erik+Kellen-GezeitenZauber.jpgJa, das passiert mir viel zu oft :-) Deshalb liegen in meiner Schreibhöhle auch gefühlte eine Million Zettel und vollgeschriebene Notizhefte herum. Und mein Storybord sieht aus wie das eines verrückten Wissenschaftlers. Aber im Ernst: solche Ideen lenken zwar immer mal wieder ab, dennoch bin ich froh, dass die Muse mir diese Ideen schenkt. So bleibt mir das Grübeln vor einem weißen Blatt Papier erspart. Denn wenn man eine Geschichte beendet, senkt sich oft eine gewisse Leere herab. Man muss Abschied nehmen! Es schmerzt, all die Figuren und das wundervolle Land loszulassen, in dem man so lange "gelebt" hat. Doch so habe ich eine neue Karte und kann die Segel zum nächsten Abenteuer setzen :-)

Wenn du zwischenzeitlich an anderen Geschichten schreibst, fällt dir die Unterscheidung leicht? Ist es leicht, umzudenken und sich in der anderen Geschichte zu vertiefen oder bleibt da immer noch ein Teil, der sich auf die andere Geschichte konzentriert?

https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbvHzOLRHJpD6aEZMhQVr69hCrViPjFruNqa811Uk5Gra6gfe3zhCyzfpFuM0xc8Ydf3HUilkjk2FcJcf6NmHzPKeplmx2Ow3X8hYdO-hyXPmOyWfWi8BN3GhhJ-Vwzv3GS9EUaNoUEdk/s1600/Cover_SeelenZauber.jpgAlso zwei Geschichten zur gleichen Zeit zu schreiben, das habe ich einmal versucht. Zunächst ging es ganz gut, und der Wechsel in beide Welten schien kein Problem zu sein. Doch dann kam ich plötzlich mit beiden Geschichten nicht mehr weiter, stand wie vor einer dunklen Mauer. Da merkte ich, dass ich mich nur auf eine Story konzentrieren darf. Denn ich muss immer ganz dicht bei meinen Figuren sein, in ihnen. Ich muss mit ihnen leiden, lachen, fiebern und lieben. Es waren einfach zu viele, die
Aufmerksamkeit wollten.
Aber Ideen bekomme ich immer wieder zwischendurch. Und es lenkt auch ab. Ich nehme mir jedoch die Zeit, alles zu notieren (deshalb mache ich keinen Schritt ohne meine Notizkladde), und manchmal frisst so eine Eingebung einen ganzen Tag Schreibarbeit oder zwei. Doch das ist ein geringer Preis dafür, dass mich die Muse noch nicht verlassen hat :-) 

Gibt es sie bei dir also auch: Die Schreibblockaden, wenn einfach gar nichts mehr geht? 

http://www.amazon.de/Lied-Anevay-Robert-Empires-Stones-ebook/dp/B00EAV3UNY/ref=asap_bc?ie=UTF8Ja, das kommt vor. Zum Glück sind es aber mehr Schreibblockädchen, das heißt, ich komme mit einer Szene nicht weiter. Dann lasse ich den Stift auch mal ganz locker fallen und gehe lieber ne Runde laufen. 
Diese ganz große, monumentale Leere jedoch, wo man dasitzt und verzweifelt ein weißes Blatt Papier anstarrt, das ist mir bisher erspart geblieben (schnell auf Holz klopft). Die Geschichten und Ideen sind da, allein bei deren Umsetzung geht mir manchmal der Treibstoff aus. Es mag aber auch daran liegen, dass ich ein Perfektionist bin. Dieser hartnäckige Wesenszug wirft mir zuweilen schwere Felsen in den Weg. Mittlerweile tanze ich einfach drumherum :-)

Wie genau meinst du den letzten Satz. Kannst du Beispiele nennen?

http://www.amazon.de/Lied-Schnee-Liebe-Empires-Stones-ebook/dp/B00IMTDW24/ref=pd_sim_351_1?ie=UTF8&dpID=512tkYSg8ZL&dpSrc=sims&preST=_UX300_PJku-sticker-v3%2CTopRight%2C0%2C-44_AC_UL160_SR105%2C160_&refRID=0HWSAGS6BKS1ZREKEE79Des Rätsels Lösung war recht einfach. Mir ist irgendwann klar geworden, dass nicht jeder einzelne Satz perfekt sein kann, genauso wie es keine perfekte Geschichte geben kann. Es gibt immer Leser, die das eine mögen und das andere nicht, die eine Figur bevorzugen und eine zweite glatt übersehen. Also habe ich gelernt, die Dinge loszulassen. Ich kann nicht ewig und drei Tage an einem Skript sitzen. Manchmal ist es Zeit, die Geschichte gehen zu lassen. Es kommt zwar noch vor, dass ich in meine alten Muster verfalle, aber eigentlich habe ich es mittlerweile ganz gut im Griff :-)
So tanze ich eben hin und wieder einfach um einen Absatz herum, denn ich weiß, ich habe mein Bestes gegeben - und mehr geht nicht :-)

Geht es dir auch mit deinem aktuellen Projekt so?

http://www.amazon.de/Die-blaue-K%25252525252525C3%25252525252525B6nigin-Erik-Kellen-ebook/dp/B00VO4DRRE/?tag=vebu-21&ref=vebu-21
Mittlerweile geht es mir bei jedem Projekt so. Die Suche nach der Perfektion ist immer wieder verlockend und manchmal gebe ich ihr auch nach. Doch wie schon gesagt, ich werfe mich nicht mehr an ihren perfekten Hals :-)
Beispiele könnte ich jetzt nicht anführen, denn die Dinge lassen sich schwer vergleichen. Aber wenn ich mit tiefster Seele und brennendem Herzen schreibe, was kann dann daran verkehrt sein, auch wenn es nicht perfekt geworden ist? So habe ich dem Leser immerhin einen Teil von mir geschenkt.
Und das ist sehr viel mehr wert, finde ich.

Stimmt, du hast recht. Wenn man mit dem Herzen dabei ist, kann nur Gutes entstehen. Deshalb möchte ich als letzte Frage von dir wissen: Welchen Tipp kannst du angehenden Autoren geben, damit sie sich ihren Herzenswunsch erfüllen können? 

http://www.qindie.de/wp-content/uploads/2014/10/Erik-Kellen-Koenich-Klunker.jpgWenn jemand mit dem Schreiben anfangen möchte, kann mich einem uralten Rat anschließen: Lesen. Lesen. Lesen. *lacht*
Nein, ganz ehrlich. Lesen ist total wichtig. Man muss seine eigene Stimme finden, die Art, wie Deine Geschichte erzählt werden soll. Und was kann da besser helfen, als jede Menge Bücher zu lesen, die man richtig toll findet.
Und dann sollte man eine Geschichte schreiben, die einem wirklich am Herzen liegt. Seit Jahren sehe ich Unmengen von Themen, die wie eine Flut über die Leser hinwegschwappen. Muss es wirklich noch eine Vampirgeschichte geben? Braucht die Welt den hundertsten Aufguss des Panem-Themas? Das sollte man sich fragen, bevor man beginnt.
Am wichtigsten aber sind die Figuren! Man muss sie lieben, allesamt. Das Gute an ihnen ebenso wie das Böse. Sie müssen einem in Fleisch und Blut übergehen, als würde man sie seit einer Ewigkeit kennen. Dann erzählen sie Dir auch eine Geschichte, die es lohnt geschrieben zu werden.

Es hat mich sehr gefreut, dass ich dieses Interview machen durfte. 
Wenn ihr noch Fragen an den Autor habt oder noch irgendetwas wissen wollt, schreibt es in die Kommentare und ich werde es mit vielen herzlichen Grüßen weiter senden. Ihr sollt eure Autoren kennen. Dafür bin ich gern die Weiterleitungsmöglichkeit. =)
Ich erfreue mich dann erst mal weiterhin an den bereits erschienen Büchern und warte gespannt auf Teil 3 der Nimmerherz-Serie. =)

Alles Liebe
Luz 

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